„Aus der Geschichte lernen“ – Studijní cesta do Varšavy v rámci oslav 80. výročí vypuknutí Druhé světové války (6. – 11. 8. 2019)

Martin Maurach

 

„Aus der Geschichte lernen“

Bericht über die Studienreise nach Warschau anlässlich des 80. Jahrestages des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs (6. bis 11. 8. 2019)

 

Vom 6. bis zum 11. 8. 2019 lernte eine Gruppe aus deutschen, österreichischen, polnischen und tschechischen Lehrerinnen und Hochschuldozenten/innen in Warschau Grundzüge der Geschichte des Zusammenlebens von Deutschen, Juden und Polen kennen, mit einem Schwerpunkt auf dem zwanzigsten Jahrhundert und der Gegenwart. Die Reise wurde organisiert von der Kulturreferentin für Ostpreußen, Frau Agata Kern, mit Unterstützung durch den DAAD-Lektor an der Schlesischen Universität in Opava (Tschechische Republik), Dr. Martin Maurach. Abgesehen von einer Eigenbeteiligung der Teilnehmer/innen wurde die Studienreise aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert.

Besonders wichtig erscheint mir, dass trotz der ernsthaften, ja bedrückenden Thematik die Atmosphäre in der Gruppe stets angenehm, konfliktfrei, beinahe zuversichtlich blieb. Ein Einführungsvortrag über die Tätigkeit des Europäischen Netzwerks Erinnerung und Solidarität bereitete hilfreich die Besichtigungen insbesondere des Museums der Geschichte der polnischen Juden, der Spuren des Warschauer Ghettos und des Museums des Warschauer Aufstands vor, und er ermöglichte zugleich einen Austausch über vergleichbare Projekte und Aktivitäten des Gedenkens in den Herkunftsländern der Zuhörer. Während das Museum des Warschauer Aufstands mit seiner Fülle an teils drastischen Inszenierungselementen durchaus zu Diskussionen anregte, zeigte die Führung über das ehemalige Ghettogelände neben den zeitgenössischen Mahnmalen kaum noch sichtbare Brüche, scheinbar unspektakuläre architektonische Irritationen im Stadtraum, die dennoch um so beklemmender das nur schwer Fassbare in Erinnerung rufen. Demgegenüber ließ das Museum der Geschichte der polnischen Juden in seinen großzügig ausgestatteten Ausstellungsräumen erkennen, welche lange gemeinsame Geschichte die in Mittel- und Osteuropa vertretenen Religionsgemeinschaften verbindet, und die Gänge durch die wieder aufgebaute Warschauer Altstadt, das Königsschloss und das Nationalmuseum zeigten die reiche Tradition unseres Gastlandes, die trotz aller Konflikte und Zerstörungen letztlich nie die europäischen Gemeinsamkeiten ausblenden konnte.

Ein Filmabend mit Roman Polanskis „Pianist“ und literarische Vorbereitungslektüre der Teilnehmer/innen (Hanna Krall, Isaac B. Singer, Andrzej Szczypiorski) ermöglichten ebenfalls Reflexionen der empfangenen Eindrücke im Medium dokumentarischer Kunst.

In der Reisegruppe selbst wie in der unglaublich vielfältigen Tradition und der lebendigen Gegenwart und Gastfreundlichkeit der polnischen Hauptstadt spiegelte sich somit so etwas wie eine europäische Einheit trotz aller Konflikte, die wiederum auch ein neues Nachdenken über die Geschichte Ostpreußens inspirieren konnte.

 

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